Als der Wetterpapst Jörg Kachelmann um die Jahrtausendwende einen Vortrag vor ca. 500 Dachdecker-Sachverständigen hielt, eröffnete ein namhafter Dachdeckermeister aus Essen die Diskussion mit der Frage „Was kostet es, wenn man bei Ihnen einen Sturm bestellt?“. Diese Begebenheit zeigt: Dachdeckerunternehmer sind bei Sturm oftmals ein wenig schadenfroh.
Aus Überlieferungen ist bekannt, dass Dachdeckermeister nach einem Sturm gezielte Touren mit dem Fahrrad durch Stadt und Land machten, um als erster mit den Bauern oder anderen Sturmgeschädigten in Kontakt zu kommen.
In Zeiten einer Auftragsflaute war ein Sturm oft eine Hilfe für viele Dachdeckerunternehmen. Ähnlich war es auch 2007, als Kyrill über unsere Region fegte. Für die meisten Unternehmen bedeutete dieser Sturm damals einen guten Start ins Jahr.
Im Vergleich dazu erzeugte Sturmtief Eberhard Anfang des Monats bei den Dachdeckern ein Luxusproblem. Die Auftragsbücher sind voll, gelegentlich hört man bei Terminverhandlungen die Frage „Dieses Jahr?“. Da kommen die neuen Sturmschäden nun noch hinzu.
Dabei sind noch nicht einmal alle Sturmschäden beseitigt, welche Friederike vor gut einem Jahr hinterlassen hatte.
Die Spitzengeschwindigkeiten waren bei Eberhard höher als bei Friederike, auch die Schäden in den Wäldern sind nach meinen Beobachtungen höher als vor einem Jahr.
An einem Gebäude hat der Sturm einen Stein mit einer Masse von 600 kg bewegt. Dieses Beispiel zeigt, welche enormen Druckunterschiede bei solchen Wetterlagen entstehen. Dächer, welche nach Änderung der Fachregel im Jahr 2009 nach den anerkannten Regeln der Technik errichtet wurden, sind sehr selten vom Sturm betroffen. Seit 2009 schreibt das Regelwerk eine stärkere Windsogsicherung vor. Auch Dächer, die nach Friederike neu erstellt oder repariert wurden, weisen nun oftmals eine stärkere Windsogsicherung auf. So kommt es, dass die Anzahl von Sturmschäden in diesem Jahr niedriger ist als vor einem Jahr.
Auch wir waren Dank Friederike besser vorbereitet. Die Strukturen, um eine Vielzahl von kleinen Aufträgen in kurzer Zeit aufzunehmen, zu dokumentieren und abzuwickeln, hatten wir bereits im letzten Jahr geschaffen.
Sofort am Montag nach dem Sturm orderten wir einen zweiten Hubsteiger, um kleinere Reparaturen am Dach ohne aufwändige Gerüste sofort auszuführen. Wir sind zuversichtlich, in wenigen Wochen alle Sturmschäden beseitigt zu haben. Abgeschlossene Verträge werden kaum oder nur geringfügig verschoben.
Mittlerweile fordern Versicherungen eine bessere Dokumentation, welche wir unseren Kunden mit bieten. Wer kommt schon so weit an den Sturmschaden ran, wie wir?
Frohburg im März 2019
Hans-Jörg Köhler