Kirchtürme werden in unserer Gegend schon seit Jahrhunderten mit Schiefer eingedeckt. Aber was, wenn mal eine Reparatur fällig war?
In diesem Fall wurde am Turmkopf ein Fahrstuhl befestigt. Der Fahrstuhl war eigentlich nichts anderes als ein Flaschenzug mit übersetzten Rollen. Dieser endete an einem Brett. Hier saß der Dachdecker, rechts und links etwas Werkzeug und Material. Durch die Übersetzung des Aufzugs konnte der Dachdecker relativ leicht nach oben und nach unten fahren.
Wenn man heute im Netz nach „Turmfahrzeug“ oder „Turmfahrstuhl“ sucht, findet man nur wenige Beiträge, welche sich mit der genannten Technologie beschäftigen.
Heute gibt es nur noch wenige Dachdecker, welche sich an die Befahrungen von Türmen erinnern können oder dies vielleicht noch selbst gemacht haben. Horst Köhler hat als junger Mann verschiedene Kirchtürme der Region befahren.
Mir ist auch schleierhaft, was die Berufsgenossenschaft wohl sagen würde, würde heute noch jemand auf diese Art einen Turm befahren.
Nun war im Frohburger Ortsteil Roda der Kirchturm zu reparieren. Selbst mit der größten Hubbühne war es nicht möglich, an die zu reparierenden Stellen heranzukommen. Die Kirche ist vom Friedhof umgeben und somit ist kein Hubbühneneinsatz möglich.
Den Turm einzurüsten hätte das Budget für eine Reparatur gesprengt.
Unser Geschäftsführer André Kahl hatte eine glänzende Idee:
Er besorgte einen mobilen Turmdrehkran, der den Kirchturm voll überschwingen kann. An diesem Turmdrehkran hing eine Gondel. Durch diese Kombination ist es möglich, den Turm von allen Seiten zu erreichen. Der Rest war reine Fleißarbeit. Stück um Stück wurde der Turm mit der Gondel abgefahren und alle Schadstellen repariert. Die einzubessernden Schiefer wurden nicht wie üblich genagelt, sondern durch Schrauben mit Dichtscheiben befestigt.
Nicht zu vergessen: Die geniale Aussicht. Von der Höhe konnte man theoretisch bis zum Fichtelberg und nach Leipzig sehen. Leider gab die die Witterung das jedoch nicht her. Für Interessierte hier die Bilder von oben.
Frohburg im August 2020
Hans-Jörg Köhler
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