Flachdächer sind in der Menschheitsgeschichte schon sehr alt. Bereits die Babylonier haben Flachdächer gebaut und sollen diese mit Bitumen abgedichtet haben. Über technische Details und Anschlusshöhen aus dieser Zeit ist mir nichts bekannt.
In der Antike dienten Flachdächer als Terrasse und im Barock wurden auf Schlössern zumindest Teilbereiche mit Flachdächern ausgebildet. Die heutigen modernen Materialien und Technologien standen den Bauschaffenden in jenen Zeiten nicht zur Verfügung. Wie ihre Flachdächer gedichtet wurden, ist mir persönlich rätselhaft.
Heute überspannen Flachdächer riesige Hallen in großen Höhen. Auch im Geschosswohnungsbau werden Flachdächer konzipiert und bei Einfamilienhäusern setzen sich Flachdächer immer öfter durch.
Ein wichtiger Aspekt beim Erstellen eines Flachdachs ist die Windsogsicherung. Je höher ein Gebäude, desto höher sind auch die Angriffslasten des Windes.
Die einfachste Möglichkeit, den Flachdachaufbau vor Abheben zu sichern, ist es diesen zu belasten. Dies geschieht durch Plattenbeläge, Gründächer oder mit Kies. Fünf cm Kies reichen in der Regel aus, um ein Dach gegen Windsog zu sichern. Im Rand- und Eckbereich darf es gegebenenfalls etwas mehr sein.
Eine weitere Möglichkeit ist die Verklebung. Die unterste Lage wird auf dem Untergrund verklebt und die weiteren Lagen entsprechend miteinander.
Zum Verkleben gibt es verschiedene Technologien, ursprünglich wurden die Bahnen mit Heißklebemasse aufgeklebt, inzwischen verwendet man Heißkleber nur noch zum Einschwämmen von hinterlaufsicheren Konstruktionen. Die Dachbahnen werden mittlerweile mit einer Bitumenschicht versehen, mit welcher die Bahnen auf den Untergrund „aufgeschweißt“ werden. Dieses Aufschweißen ist aus meiner Sicht die sicherste Art der Windsogsicherung.
Auch Kaltklebesysteme aus Bitumen oder PU-Kleber haben sich etabliert.
Die häufigste Art der Windsogsicherung ist die mechanische Befestigung. Viele kennen noch die Pappnägel, mit denen früher die Dachbahnen auf Holzschalung befestigt wurden. Diese Pappnägel wurden weitestgehend durch Schraubbefestiger abgelöst.
Mit speziellen Programmen wird die Anzahl und Anordnung der Befestiger berechnet und die Bahnen werden entsprechend befestigt.
Dabei kann das gesamte Dachpaket verschraubt werden, oder es wird nur die untere Lage mechanisch befestigt und die weiteren Lagen werden mit dem jeweiligen Untergrund verklebt.
Nicht unerwähnt bleiben soll das sogenannte „Sturmpappdach“. In Zeiten, in denen dem Dachdecker außer den schon erwähnten Pappnägeln keine Möglichkeit zur mechanischen Befestigung zur Verfügung stand, wurden die Bahnen als Doppel- oder Dreifachdach verlegt. Somit überdeckte die dritte oder gar die vierte Bahn die erste. Die Bahnen wurden untereinander verklebt und am Kopf vernagelt. So erhielt man eine besonders dichte Nagelung und entsprechend ein sturmsicheres Dach.
Diese Art der Verlegung hat mittlerweile an Bedeutung verloren, soll aber auf Grund ihrer Außergewöhnlichkeit nicht unerwähnt bleiben. In der Fachregel ist die Verlegeart nicht einmal mehr zu finden.
Frohburg im Juli 2022
Hans-Jörg Köhler