Wer ein Bauwerk errichtet, nimmt der Natur einen Teil Boden. Das erscheint im Einzelfall wenig, jedoch kamen in den Jahren 2004 bis 2006 in Deutschland 114 ha zusammen — jeden Tag(!)*
In den Jahren von 1945 bis 2000 wurden bei uns mehr Bodenflächen versiegelt, als während der Entwicklung der Zivilisation zuvor.
Auf diesen versiegelten Böden kann keine Pflanze mehr wachsen, kein Käfer mehr krabbeln. das Wasser hat keine Chance zu versickern und fließt schnell in die Kanalisation. Bei regionalen Starkregen können so kleine Bäche zu reissenden Strömen werden.
Mit einem Gründach kann man der Natur einen Teil von dem, was man ihr als Baugrund genommen hat, zurückgeben. Auf einem begrünten Dach siedeln sich Insekten, Vögel und andere Kleinlebewesen an. Je nach Stärke der Vegetationsschicht, nimmt das Gründach 50 – 90 % des Niederschlagswassers auf und entlastet somit die Entwässerungskanäle. Irgendwann sollte die Politik ein Einsehen haben und die Besitzer eines begrünten Dachs mit einem Abschlag auf die Kanaleinleitungsgebühren belohnen.
Die Dachabdichtungsbahn wird bei einem Gründach dauerhaft vor schädlicher UV-Strahlung und Temperaturspitzen geschützt. Dadurch erhöht sich die Lebensdauer der Dachabdichtung erheblich.
Vom Grunde her kann jedes Dach begrünt werden. Es muss lediglich geprüft werden, ob die Tragkonstruktion die Mehrlasten aufnehmen kann und ob die Dichtung in Ordnung und vor allem wurzelfest ist.
Falls die Dichtung erneuert werden muss, so ist wichtig, dass als oberste Lage der Dachabdichtung eine FLL-geprüfte Wurzelschutzbahn zum Einsatz kommt.
Über diesen Schichten wird die Vegtationsschicht — auch Substratschicht genannt — angeordnet. Diese ist in Stärke und Zusammensetzung abhängig davon, wie das Dach später begrünt werden soll.
Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Später wird eine intensive Begrünung vom Gärtner gepflegt, Fremdbewuchs entfernt und einzelne Pflanzen nachgepflanzt.
Eine weitere mögliche intensiven Begrünung ist die Anlage von Nutzgärten. Die Bewohner des Hauses fahren dann nicht mit dem Auto in den Schrebergarten, sondern mit dem Fahrstuhl — gesundheitsbewusste nehmen die Treppe. Bei großen Gebäuden kann man das Dach als Park ausbilden, welcher zum Verweilen einlädt.
Übrigens lassen sich auch Steildächer begrünen.
Eine Nutzung als Schrebergarten oder ähnliches ist in diesem Falle allerdings ausgeschlossen.
Hans-Jörg Köhler
*Quelle: Statistisches Bundesamt