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Meine Tätigkeit als Sachverständiger erfordert permanente Fortbildung. Dadurch ist es möglich, auch den Kunden unseres Unternehmens immer wieder – auch für schwierige Situationen am Bau – nachhaltige Lösungsvorschläge anzubieten und entsprechend umzusetzen. Mit diesem Monatsbeitrag möchte ich Ihnen einmal einen Einblick in meine Arbeit als Sachverständiger geben.

 

Zunächst – die Problemstellung:

Im Jahr 2020 befasste ich mich erstmals mit hygrothermischen Simulationen. Die erste Anwendung in der Praxis stand in diesem Jahr an. Ich hatte den Auftrag, ein Dach aus sachverständiger Sicht heraus zu konzipieren. Während der Gespräche mit dem Auftraggeber stellte sich heraus, dass in weiten Bereichen des Gebäudes dauerhaft Temperaturen um die 0°C herrschen. Laut Brandschutzkonzept dürfen nur A1-Dämmstoffe verwendet werden – für klassische Dachaufbauten eine Herausforderung.

 

… und hier die Lösung:

Ich entschied mich für die Anwendung des hygrothermischen Simulationsprogramm WUFI. Bei der Simulation mit Mineralfaserdämmstoffen sind bei diesem Programm einige Besonderheiten zu berücksichtigen.
Es zeigte sich, dass der Aufbau bei klassischer Anordnung aufleuchtete. Daraufhin wurden mehrere Reihen, in denen sich immer nur ein Parameter änderte und die anderen konstant blieben, gerechnet. Begonnen wurde bei einer konstanten Innentemperatur von 20°C. Dann habe ich die Innentemperatur in Schritten von 5°C verringert. Bei ca. 5°C wurde der Aufbau kritisch. Erstaunlicherweise hatte die relative Luftfeuchtigkeit einen äußerst geringen Einfluss auf die Ergebnisse. Bei niedrigen Temperaturen ist eben auch bei hohen Luftfeuchten nur wenig Wasser in der Luft.

Danach wurde eine Reihe mit alternativen Dämmstoffen gerechnet. Dabei zeigte sich, dass der Wassergehalt bei porigen Dämmstoffen etwa um das Siebenfache niedriger ist als bei Mineralwolle.
In einer dritten Reihe wurden der Diffusionswiderstand (gemessen in äquivalenter Luftschicht, Sd-Wert) der Außenbahn jeweils verdoppelt. Dabei zeigte sich, dass bei Sd-Werten um die 500 der Dachaufbau auch mit Mineralwolle funktionieren kann. Einzelne Spitzen überschreiten allerdings die Grenzwerte und der Höchstwert steigt auch bei einer Simulation über 30 Jahre bis zum Ende an.
Hinzu kommt allgemein die höhere Aufnahme von Feuchtigkeit bei Dämmstoffen aus Mineralfaser.

 

Die Alternativen:

Folgende Alternativen können dem Bauherrn vorgeschlagen werden:

  • Mineralfaser in Verbindung mit einer dreilagigen bituminösen Abdichtung:
    Dies ist theoretisch möglich, jedoch als grenzwertig zu betrachten.
  • Foamglas als Dämmstoff:
    Die technisch optimale Lösung, diese ist jedoch relativ kostenintensiv.
  • EPS oder PU-Dämmung als Dämmstoff:
    Hier müsste der Brandschutzgutachter sein Konzept nacharbeiten. Inwiefern das möglich ist, erscheint zumindest fraglich.

 

Hier sind sorgfältige Abwägungen zu treffen. Um den am besten geeigneten Dämmstoff für gewöhnliche als auch nicht alltägliche Dachaufbauten zu ermitteln, müssen gegebenenfalls weitere mögliche Varianten simuliert werden. Das hygrothermische Simulationsprogramm WUFI ist hier jedoch die perfekte Unterstützung!

Frohburg, im April 2023

Hans-Jörg Köhler